Ziegenmelker
Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um Caprimulgus europaeus, die Nachtschwalbe. Gemäß Übersetzung ihres lateinischen Namens wird sie auch Europäischer Ziegenmelker genannt.
Foto: Henrik Karlsson – stock.adobe.com
Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um Caprimulgus europaeus, die Nachtschwalbe. Gemäß Übersetzung ihres lateinischen Namens wird sie auch Europäischer Ziegenmelker genannt.
Plinius der Ältere, ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter schrieb dazu in seiner Naturenzyklopädie „Naturalis historia“, die ca. 77 n. Christus erschien:
„Ziegenmelker werden Vögel genannt von der Größe einer Amsel an Ansehen, nächtliche Räuber, tagsüber entbehren sie der Sehkraft. Sie kommen in die Ställe der Hirten hinein und fliegen zu den Eutern der Ziegen, um Milch zu saugen. Durch diese Schädigung stirbt das Euter ab und für die Ziegen, die sie gemolken haben, erfolgt Erblindung.“
Heute wissen wir, dass diese Aussagen über den friedliebenden und im verborgenen lebenden Vogel ins Reich der Märchen und Legenden gehören. Seine mysteriöse Lebensweise hat die Menschen zu allerlei Spekulationen angeregt. Seine perfekte Tarnung und eng an den Untergrund angeschmiegter Körper lassen den Ziegenmelker kaum von der Rinde der Äste unterscheiden, auf denen er den Tag verschläft. Das Auffälligste an ihm sind die schnurrenden Geräusche, die er von sich gibt, wenn er in der Abenddämmerung aktiv wird und im dichten Flug über dem Boden Nachtfalter und andere Insekten jagt. Viehweiden und offene Ställe waren in der Vergangenheit sicher gute Jagdreviere für ihn. Heute ist der Ziegenmelker leider selten geworden, da seine Lebensräume durch Bebauung und Nutzung immer weiter verschwinden. Aber nicht so in den halboffenen Heidelandschaften und neu aufwachsenden Wäldern des Wildnisgebietes Jüterbog, das die südliche Spitze des Naturparks bildet. Hier und im benachbarten Wildnisgebiet Heidehof fühlt er sich besonders wohl. Mit etwas Glück kann man hier im Frühsommer in den Abendstunden seinen schnurrenden und knarrenden Gesang und sein Flügelklatschen hören.
Hier liegt das Europäische Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet) „Truppenübungsplätze Jüterbog Ost und West“. Es stellt das aktuell wichtigste TOP 5-Gebiet für die Art in Brandenburg dar und ist zugleich eines der national bedeutendsten Brutgebiete. So beschreibt es eine Auswertung der Bestandserfassung des Landesamtes für Umwelt in der Fachzeitschrift „Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 29 (4 ) von 2021.
Das Vogelschutzgebiet umfasst die Wildnisgebiete auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen Jüterbog und Heidehof, die großteils von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung betreut werden. Von 2005-2015 ist der Ziegenmelker-Bestand hier um 28% von 515 auf 663 Brutpaare angewachsen, pro Quadratkilometer wurden durchschnittlich 5,8 Reviere erfasst.
Für den Ziegenmelker ist es nicht nur brandenburgweit, sondern zugleich vermutlich auch national das bedeutendste Vorkommen.