"Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern darin, neue Augen zu haben." - Marcel Proust

Forschung & Monitoring

Wir suchen eine neue Landschaft und finden Wildnis. Mit neuen Augen blickt die Wildnisstiftung auf das, was sich zeigt, wenn wir der Natur freien Lauf lassen – das bedeutet für uns Forschung und Monitoring. Mit anderen Worten: Wir zählen, messen und analysieren die Wildnis vor unserer Haustür.

Wildnis untersuchen lohnt sich

Wie entwickelt sich Wildnis im Laufe der Zeit? Warum ist es wichtig, das zu wissen? Das Stichwort heißt „Anpassung“: Auf den Flächen der Stiftung entstehen großflächige Biotope und Lebensgemeinschaften, die sich ständig verändern. 

Die Anpassung an veränderte Bedingungen lässt sich in langfristig sich selbst überlassenen Wildnisgebieten gut untersuchen – sei es durch Grundlagenforschung oder angewandte Forschung. Dies gilt insbesondere in Zeiten des Klimawandels. Auch der Vergleich von Wildnis mit unserer Kulturlandschaft kann sich lohnen: Wildnis als wertvolle Referenz. 

Nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die interessierte Öffentlichkeit, die Wirtschaft oder die Politik sind Erkenntnisse aus der Wildnis interessant – sie spannend zu vermitteln ist unser Anliegen.

Alle Jahre wieder: Wildnis-Monitoring

In regelmäßigen Abständen erfassen wir auf Wildnisflächen ausgewählte Tier- und Pflanzenarten. Unsere Ranger*innen studieren Wolf und Wildkatze mithilfe von Fotofallen und Genetikproben, erfassen Ziegenmelker und Fledermäuse oder beobachten wärmeliebende Neuankömmlinge wie die Gottesanbeterin. Auch die Waldentwicklung oder der Zustand verschiedener Biotope werden unter die Lupe genommen. Wiederkehrende Luftbildbefliegungen und ein wissenschaftliches Fotomonitoring dokumentieren die natürliche Sukzession. 

In speziellen Lebensräumen wie Mooren, Brand- und Windwurfflächen lässt sich die natürliche Dynamik in Kooperationen mit Hochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen untersuchen. Langfristige Forschungspartnerschaften sind deshalb willkommen.

Wildkatze sitzt auf Totholz
Monitoring ©Dr. Tilo Geisel
Libelle auf grüner Pflanze
Specht an einem Baum
Fotomonitoring © Dr. Antje Bischoff
Wolf in der Natur
Binnendüne im Herbst
Wildtierkamera ©Naturwald Akademie gGmbH
Blauer Falter auf Blüte
Liebelle fliegt in Luft
Monitoring Dokumentation ©Dr. Tilo Geisel

Genau hinschauen: Wildnis-Forschung

Wildnis ist komplex. Deshalb braucht es neben dem Monitoring den Blick aufs Detail. Große Wildnisflächen dienen der Wissenschaft als Forschungslabore für drängende Zukunftsthemen. Deshalb beteiligt sich die Wildnisstiftung an Verbundvorhaben oder initiiert Drittmittelprojekte.

Specht sitzt an Spechthöhle

Forschungsprojekt PYROPHOB

PYROPHOB („feuerabweisend“) ist ein Forschungsprojekt für den Wald von morgen: Acht Institutionen untersuchen, wie sich Wälder gegen Brände und Hitze wappnen können und ein Waldökosystem entstehen kann, das unter den Bedingungen des Klimawandels widerstandsfähig bleibt.

Gras auf Sand

Forschungsprojekt „Klimaschutz durch Wildnis“

Böden, Moore und Wälder in Wildnisgebieten sind Kohlenstoffsenken. Abgestorbene Bäume, die in der Fläche belassen werden, speichern ebenfalls Kohlendioxid und setzen es nur langsam wieder frei. Wie viel Kohlendioxid die Stiftungsflächen binden, wurde im Rahmen eines vom Land Brandenburg geförderten Projektes mit renommierten Forschungspartnern untersucht. Die Ergebnisse sind in der Broschüre „Vom Wert der Wildnis“ veröffentlicht.

Mit uns forschen – Voraussetzungen und Herausforderungen

Die Wildnisstiftung bietet der Wissenschaftscommunity, insbesondere regionalen Universitäten und Institutionen aus Brandenburg und Berlin, gerne Kooperationen an. Melden Sie sich bei uns, wir sprechen über die Möglichkeiten!

Einige Herausforderungen sind bei der Wildnisforschung zu beachten:

Geld, Zeit und Ideen

(Wildnis)Forschung ist teuer und Ressourcen knapp. Unsere Stiftung kann keine Projekte finanzieren, jedoch eine Forschungskulisse sowie Know-How zur Verfügung stellen. Insbesondere unsere Ranger*innen verfügen über eine breite Flächen- und Artenkenntnis. Wer ein finanziertes Projekt mitbringt, ist herzlich willkommen. Bachelor- und Masterstudent*innen sind ebenfalls gern gesehen, sollten allerdings über ein passendes Thema und Betreuer*innen verfügen. Abhängig von unseren personellen Ressourcen ist es möglich, gemeinsam Drittmittelprojekte zu entwickeln. Auch suchen wir Studierendengruppen, die im Rahmen der universitären Ausbildung regelmäßige Kartierungen im Sinne eines Monitorings durchführen können. 

Naturschutz

Grundsätzlich müssen bei Forschungsarbeiten in den empfindlichen Schutzgebieten die Störungen so gering wie möglich gehalten werden. Betretungs- und Befahrungserlaubnisse stimmen wir mit den Wissenschaftler*innen ab. Da die Stiftungsflächen entweder vollständig oder teilweise als Naturschutzgebiet, FFH- und SPA-Gebiete ausgewiesen sind, bedarf es zusätzlich einer Genehmigung durch die entsprechende Naturschutzbehörde.

Verkehrssicherung

In der Wildnis kümmern sich unsere Ranger*innen gewissenhaft um die Verkehrssicherung entlang der Wanderwege, der Waldbrandschutzsysteme und der Zuwegungen für die Feuerwehr. Auf unseren Flächen kann es bei bestimmten Witterungen wie starkem Sturm oder Schnee auf Grund des Wildnischarakters tageweise Einschränkungen für die Forschung geben, denn Bäume können umstürzen oder Äste herabfallen. Grundsätzlich sollte niemand allein in den Gebieten unterwegs sein. Forscher*innen müssen immer einen Haftungsausschluss unterzeichnen.

Kampfmittelbelastung

Bei allen Stiftungsflächen handelt es sich um Kampfmittelverdachtsflächen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Lediglich Wanderwege, Waldbrandschutzsysteme und Zuwegungen für die Feuerwehr sind kampfmittelberäumt. Untersuchungen sind grundsätzlich nur außerhalb der besonders stark mit Kampfmittel belasteten Bereiche („rote Zone“) möglich. Aufgrund der Munitionsbelastung bevorzugt die Stiftung eine Forschung „aus der Luft“ (Satellit, Drohnen etc.). Forscher*innen müssen immer einen Haftungsausschluss unterzeichnen und bei langfristigen Forschungsvorhaben an einer Belehrung im Rahmen einer Kampfmittelschulung teilnehmen.

Waldbrandgefahr

Durch den Klimawandel nehmen heiße und trockene Sommer zu. Damit erhöht sich gerade auf ehemaligen Militärflächen die Gefahr von Bränden. Deshalb müssen sich Forscher*innen besonders umsichtig und vorsichtig im Gelände bewegen.

Ansprechperson

Dr. Antje Bischoff

Dr. Antje Bischoff

Forschung und Monitoring

Tel.: 0159 - 01370673