Totholz – hilfreich und gut
Zu einem gesunden Wald gehören alte und abgestorbene Bäume. Totholz umfasst stehende oder umgefallene Stämme, einzelne tote Äste an einem alten Baum, Asthaufen oder Strünke.
Wo Totholz ist, da tobt das Leben
Totes Holz schützt nicht nur vor Winderosion und Austrocknung, sondern speichert auch viel Feuchtigkeit. Es wirkt an heißen Sommertagen kühlend. Als wichtiger Nährstofflieferant verbessert Totholz den Waldboden. Im abgestorbenen Holz sind außerdem unzählige Pflanzen- und Tierarten zu Hause.
Nach dem Tod kommt das Leben: Wie Totholz neu besiedelt wird
Ein Baum stirbt ab. Sofort gehen holzzersetzende Bakterien, Hefen und Pilze ans Werk und schließen die unverdaulichen Holzfasern biochemisch auf. Pionierinsekten wie Borken-, Bock- oder Prachtkäfer besiedeln den frisch abgestorbenen Holzkörper und lösen Teile der Rinde ab. Die Fraßgänge im Totholz sind Lebensraum für weitere Insekten wie Wildbienen und Schlupfwespen. Verschiedene Fliegen- und Mückenlarven ernähren sich von Pilz- und Bakterienrasen in den Bohrgängen oder von Insektenkot. Der reich mit Insekten gedeckte Tisch lockt Spechte an, über deren Fraßlöcher wiederum neue Pilzsporen eindringen. So bildet die Artengemeinschaft aus Produzenten, Aasfressern, Räubern oder Parasiten im Totholz ein eng verwobenes Nahrungsnetz.
Die große Vielfalt: Artenreichtum im und ums Totholz
Bakterien, Pilze, Flechten, Moose, Insekten, Reptilien, Vögel, Säugetiere… sie alle profitieren von abgestorbenem Holz. Es bietet Nahrung und Schutz. Für manche Bewohner ist Totholz ein Muss: Ein Viertel aller Käferarten Deutschlands braucht Holz unterschiedlicher Zersetzungsstadien, um zu überleben. Insgesamt ist jede vierte im Wald lebende Tierart auf Totholz angewiesen.
Je mehr Totholzbaumarten, desto besser: Totholzvielfalt heißt Pilzvielfalt. Neben farbenfrohen Pilzen sind Waldvögel die auffälligsten Bewohner toter Bäume. Spechte hämmern ihre Höhlen in morsche Stämme. Nachmieter sind oft Höhlenbrüter wie der seltene Raufußkauz. Aber auch Fledermäuse – beispielweise die stark gefährdete Bechsteinfledermaus – nutzen solche Hohlräume als Wochenstube und Schlafquartier. Raufußkauz und Bechsteinfledermaus gehören zu den Besonderheiten der reich strukturierten Wildnisfläche Jüterbog.
Totholz ist gut fürs Klima
Totholz speichert Kohlenstoff über das Leben eines Baumes hinaus. Bis eine Buche unter den in Deutschland vorherrschenden klimatischen Bedingungen zu neunzig Prozent verrottet ist, braucht es durchschnittlich 72 Jahre. Bei verbautem Holz geht es deutlich schneller: Hier wird der eingelagerte Kohlenstoff im Durschnitt bereits nach 62 Jahren wieder freigesetzt. Je mehr Totholz im Wald bleibt, desto besser ist das fürs Klima.
Abgestorbenes Holz bietet gute Startbedingungen für standortangepasste klimafeste Naturwälder. Es bildet nicht nur humusreichen Boden, sondern trägt entscheidend dazu bei, die Klimaschutzleistung des Waldes langfristig aufrecht zu erhalten. Denn Totholz nimmt Wasser auf und gibt es nur langsam wieder ab. Das wirkt sich günstig auf die Wasserrückhaltung im Wald und damit auf den Landschaftswasserhaushalt aus. Die Fähigkeit, Wasser zu speichern, hat einen weiteren positiven Effekt: Totholz brennt nicht gut – eine wichtige Eigenschaft in Zeiten zunehmender Hitze- und Dürreperioden. Damit leistet es langfristig einen Beitrag zum Waldbrandschutz.
Totholzschutz ist wichtig – Menschenschutz auch
In der Wildnis hat Totholz einen festen Platz. Die Wildnisstiftung belässt abgestorbene und umgestürzte Bäume als unverzichtbares Element natürlicher Waldentwicklung auf ihren Flächen. Diese Praxis hat sie naturschutzrechtlich und behördlich abgestimmt.
Ihre Verkehrssicherungspflichten und den Waldbrandschutz nimmt die Wildnisstiftung ernst. An Wanderwegen und Einrichtungen für Besucher*innen überprüft sie regelmäßig den stehenden Totholzbestand und entfernt Gefahrenquellen. Ihre Flächen sichert die Wildnisstiftung durch ein ausgedehntes Waldbrandschutzsystem ab, zu dem Löschwasserbrunnen, Wege für Löschfahrzeuge und Waldbrandschutzschneisen gehören. Dieses System wird gewissenhaft gepflegt und in gutem Zustand gehalten. Gerät bei einem Feuer liegendes Totholz doch einmal in Brand, kann das Bodenfeuer von den Waldbrandschutzschneisen aus kontrolliert werden.