Hirschkäfer
Lucanus cervus – Der größte Käfer Europas
Fotos: Sebastian Hennigs; AdobeStock – stock.adobe.com
Der Hirschkäfer ist mit seinem bis zu acht Zentimetern langem Körper der größte Käfer in Europa.
Sowohl der deutsche als auch der wissenschaftliche Name (Lucanus = Waldbewohner, cervus = Hirsch) spielen auf die vergrößerten Mandibeln (Oberkiefer) der Männchen an, welche an die Geweihstangen eines Hirschs erinnern. Mithilfe dieser kämpfen die Männchen während der Paarungszeit gegeneinander um das Paarungsrecht. Zudem kann das Männchen das Weibchen während der Paarung wie mit einer Zange festhalten und so daran hindern, wegzulaufen. Zur Zerkleinerung von Nahrung sind diese Mundwerkzeuge allerdings nicht mehr geeignet. Als ausgewachsene Käfer ernähren sie sich nur noch von Baumsaft, welcher aus Wundstellen in der Rinde aus dem Baum austritt. Hier können die Weibchen ein bisschen nachhelfen, indem sie die Wunden mit ihrem deutlich kleineren aber kräftigem Kiefer weiter aufbrechen. Diese Lebensweise stellt nur einen sehr kleinen Teil ihres Lebens dar, welcher lediglich wenige Wochen dauert.
Den deutlich größeren Teil ihres Lebens verbringen Hirschkäfer als Larve unter der Erde. Etwa 14 Tage nach der Eiablage in bis zu einem halben Meter Tiefe schlüpfen die Larven und ernähren sich von krankem und totem Holz mit Pilzbefall. Je nach Nahrungsverfügbarkeit verbringen sie zwischen drei und acht Jahren unter der Erde, bevor sie sich verpuppen und schließlich als Käfer an die Erdoberfläche kommen.
Auf der Roten Liste Deutschlands wird er Hirschkäfer als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) eingestuft. Dies lässt sich vor allem auf den Rückgang geeigneter Lebensräume und Bruthabitate zurückführen. Durch die Intensivierung der Forstwirtschaft gibt es in unseren Wäldern immer weniger Laubholz und Totholz wird nicht mehr in den Wäldern liegen gelassen. Doch besonders als Nahrungsquelle ist der Hirschkäfer vor allem auf krankes und totes Laubholz, insbesondere das von Eichen angewiesen. Ohne diese Grundlage können sich die Larven nicht ausreichend entwickeln und die Weibchen finden keine geeigneten Ablagestellen für ihre Eier. Dieses Problem wird durch die Zunahme von urbanen und landwirtschaftlich genutzten Gebieten noch verschärft.
Um dem Rückgang der Hirschkäferpopulation entgegenzuwirken sollten Totholz und kranke Bäume nicht entfernt und Baumstümpfe stehen gelassen werden. Des Weiteren können sogenannte Hirschkäferburgen aus eingegrabenen Eichenstämmen und Eichensägemehl angelegt werden, um den Tieren zusätzlichen Brutraum zur Verfügung zu stellen. Ob ergriffene Schutzmaßnahmen auch erfolgreich waren lässt sich aufgrund der langen Larvenzeit erst einige Jahre später beurteilen.