Wo die Bärchen am Baum hängen – Neues aus dem Wildnisgebiet Lieberose

Eine im wahrsten Sinne des Wortes spannende Entdeckung machte Stiftungsmitarbeiter Alexander Haase im Wildnisgebiet Lieberose Ende Mai. Von etlichen Kiefern spannen sich hunderte von Raupen an Fäden nach unten. Bei näherer Beobachtung zeigte sich, dass die Tiere zu keiner der in Wirtschaftswäldern gefürchteten Insektenarten gehören. Es handelte sich um die in vielen Gebieten bereits seltenen Vierpunkt-Flechtenbärchen (Lithosia quadra), ganz besondere Nachtfalter aus der Familie der Bärenspinner (Arctiinae). Die Raupen ernähren sich von Flechten, die auf Bäumen wachsen und stellen für den Wald keinerlei Gefahr dar.

Die ausgewachsenen Flechtenbärchen haben eine Flügelspannweite von 35 bis 55 Millimetern und sind gelbweiß gefärbt. Benannt ist die Art nach den vier Punkten auf den Flügeln der weiblichen Falter.

Die kleinen Schmetterlinge kommen in Süd- und Mitteleuropa sowie im Süden von Großbritannien und Skandinavien vor. Man findet sie in Laubwäldern, Obstbeständen und seltener auch in offenem Gelände.

Die eigentlich nachtaktiven Falter scheuen das Licht nicht und sind tagsüber an Stämmen ruhend zu beobachten. Gelbflechten und andere Flechten, die auf Bäumen wachsen, sind ihre Leibspeise.

Das Vierpunkt-Flechtenbärchen ist vielerorts bereits selten geworden und seine Population ist stark rückläufig. Daher freuen wir uns umso mehr, dass dieser interessante und besondere Schmetterling im Wildnisgebiet Lieberose Lebensraum und Rückzugsmöglichkeiten gefunden hat.