Neuer Schmetterling im Wildnisgebiet gesichtet

Foto: Dr. Tilo Geisel

Foto: Dr. Tilo Geisel

Seltene Entdeckung des Segelfalters im Wildnisgebiet Jüterbog und Heidehof begeistert Naturliebhaber und Ranger

Jüterbog, 12.9.2023. Im August konnte in einem Wildnisgebiet bei Jüterbog erstmals ein Segelfalter beobachtet werden. Der seltene Schmetterling liebt sonnige, warme Lebensräume und hat sein Verbreitungsgebiet in Südeuropa und Asien. Früher war er auch im Süden Deutschlands häufiger anzutreffen, heute gilt er hierzulande vielerorts als vom Aussterben bedroht. Wie andere wärmeliebende Arten (z. B. die Gottesanbeterin) wird er in Brandenburg in den letzten Jahren vermehrt gesichtet. Nun zum ersten Mal auch in der Nähe von Jüterbog im Landkreis Teltow-Fläming.
Die Wildnisgebiete Jüterbog und Heidehof liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt auf zwei großen ehemaligen Truppenübungsplätzen. Sie sind wichtige Rückzugsorte für die heimische Tier- und Pflanzenwelt und Schatzkammern der biologischen Vielfalt.

Im Wildnisgebiet Jüterbog besitzt die Stiftung 7.200 Hektar, auf dem benachbarten Heidehof rund 2.700 Hektar Fläche. Stiftungsranger Andreas Hauffe kennt die Gebiete wie seine Westentasche und setzt sich mit Leidenschaft für den Schutz der Wildnis ein. Ihm gelang im August erstmals der Nachweis einer besonderen Art in den beiden Wildnisgebieten: „Was für ein fantastischer Fund. Seit Jahren halte ich Ausschau nach diesem Falter. Das Insektensterben ist auch hier merklich. Dieser 8 cm große Falter ist eines meiner Sommer-Highlights aus der Wildnis.“, erklärt er begeistert.

Der Segelfalter (Iphiclides podalirius) gilt aufgrund seiner beeindruckenden Größe und seiner lebhaften Färbung als einer der schönsten Tagfalter, die in Mitteleuropa vorkommen. Normalerweise findet man den Verbreitungsschwerpunkt dieser Art in den südlichen Ländern Europas, von Frankreich und der Iberischen Halbinsel ostwärts bis nach Asien. Doch auch in Deutschland, insbesondere in warmen Habitaten, kann man ihn antreffen. Die Oberseite seiner Flügel zeichnet sich durch eine helle cremefarbene bis hellgelbe Färbung aus. Besonders bemerkenswert ist, dass der Segelfalter auf der Roten Liste als gefährdet geführt wird. Wie viele andere Schmetterlingsarten verzeichnet auch er in Deutschland seit einigen Jahren einen starken Rückgang in seiner Population.

Gegen den allgemeinen Negativtrend fühlt der Segelfalter sich in Brandenburg anscheinend zunehmend wohl, so berichtet der NABU Brandenburg auf seiner Website. Die bundesweite Schmetterlingszählung durch Ehrenamtliche (NABU-Insektensommer) hingegen bestätigt insgesamt einen besorgniserregenden Trend. Noch nie wurden bei der Aktion so wenig Falter gemeldet wie in diesem Sommer. Die Ursachen für dieses Phänomen sind vielfältig, doch die zunehmende Bebauung und Versiegelung von Lebensräumen, das Verschwinden von Nahrungspflanzen für Raupen und Falter sowie die Verschiebung von Lebensräumen durch die Klimakrise spielen eine entscheidende Rolle.

Die Entdeckung des Segelfalters im Wildnisgebiet Heidehof gibt Hoffnung und zeigt, wie wichtig der Erhalt und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume für das Überleben und die Anpassung von Tieren und Pflanzen an den Klimawandel sind. Wildnisgebiete als große unzerschnittene und ungestörte Lebensräume leisten hier einen entscheidenden Beitrag.

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Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung

Die Wildnisstiftung engagiert sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 mit eigenen Flächen und Expertise für Wildnisgebiete und deren Vernetzung. Sie ist eine der größten privaten Eigentümerinnen von Wildnisgebieten in Deutschland.
Stifter sind das Land Brandenburg, die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, der Naturschutzbund Deutschland (NABU), die Umweltstiftung WWF Deutschland, der Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung, die Gregor Louisoder Umweltstiftung und eine Privatperson. Die private Stiftung besitzt und verwaltet auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen Jüterbog, Heidehof, Lieberose und Tangersdorf Flächen im Umfang von rund 13.700 Hektar. Sie setzt sich für die ökologische Vernetzung ihrer Flächen ein und macht sie erlebbar. Als Vermittlerin von Fachwissen und Expertenaustausch engagiert sie sich dafür, das Thema Wildnisschutz im politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs voranzubringen.

Wildnis erleben
Für Naturliebhaber*innen hält die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung ein 30 km umfassendes Wanderwegenetz im Wildnisgebiet Jüterbog und geführte Exkursionen bereit.
Wanderwege und Erlebnisangebote auf allen Stiftungsflächen sind unter folgendem Link abrufbar: www.stiftung-nlb.de/wildnis-erleben

Weitere Informationen zum Segelfalter in Brandenburg und Formular zur Meldung von Sichtungen:
https://brandenburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/24883.html

Weitere Informationen zu Wildnisgebieten in Deutschland unter www.wildnisindeutschland.de